Im Rhythmus des Laufens
Als er während einer Wandertour in Japan zum noch weit entfernten Gipfel des Fuji schaut, rennt Florian Jäger einfach los. Er läuft vorbei an vollbepackten Touristen und erkaltetem Vulkangestein, an Funktionskleidungsfetischisten und Schleierwolken. Er stoppt erst, als er sich, noch atemlos, am Gipfel-Kaffeeautomat ein dampfendes Getränk zieht. Nach diesem Erweckungserlebnis schleicht sich das Laufen mehr und mehr in sein Leben. Er taucht tief in die Laufszene ein, trainiert sich zu einer Marathonzeit unter 2:30-Stunden, übt sich in Verzicht. Er begibt sich auf spontane Laufausflüge und abenteuerliche Bergtouren, etabliert das Laufen als sein alltägliches Fortbewegungsmittel in der Großstadt Berlin. Seine Touren führen ihn rund um die Welt, durch Kalifornien, den Thüringer Wald, München, Sizilien, New Orleans, New York oder Amsterdam, die Philippinen, den Schwarzwald, das Sauerland, Düsseldorf und Neapel. In ständiger Auseinandersetzung mit Kopf und Körper beobachtet er, was ihm am Wegesrand begegnet.
Florian Jäger hat viel mehr als ein Laufbuch geschrieben. Er gibt Einblick in das Innenleben eines Läufers und schaut gleichzeitig aufmerksam auf die Orte, die Natur und Kultur, durch die er sich bewegt. Er lässt die Leser an seinen Erlebnissen, Gefühlen und Gedanken unmittelbar teilhaben, dockt an am Alltäglichen, um von dort immer wieder in überraschende Richtungen zu führen. Wie im Vorbeilaufen verhandelt er Menschheits- und Gegenwartsfragen. Manchmal hält er dabei inne für einen schelmischen Blick aufs Laufmilieu – auf Herdendruck, Innovationsenthusiasmus und Traditionsverliebtheit. Schon bald wird deutlich: So haben wir noch nie aufs Laufen geschaut.
Der Autor
Dr. Florian Jäger, geboren 1988, hat Psychologie studiert und in der Sozialpsychologie zu Normalität und sozialem Einfluss promoviert. Heute arbeitet er als Psychologischer Berater und bezeichnet sich als Weltenbummler. Er ist Läufer aus Notwendigkeit, hat 2018 in einem 100-Kilometer-Ultratraillauf die Zugspitze umkreist und ist 2019 Dritter beim München-Marathon geworden. In seiner Sprache legt er Wert auf genaue Beobachtungen, Reflexionen und lebendige Ausdrucksweise. Seit 2020 studiert er Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus am Literaturinstitut Hildesheim. Er lebt, läuft und arbeitet in Berlin.