SAISONHÖHEPUNKT
In einem Monat, am 6., 7. und 8. Oktober, findet die „Tour de Tirol“ statt. Sie ist mein persönlicher Saisonhöhepunkt. All die Trainings-Kilometer und Höhenmeter 2017 sollen dann, hoffentlich, ihren Zweck erfüllt haben. EGON LÄUFT!
Am Anfang war die Anmeldung, und wie schon in einem vorangegangenen Blog geschrieben: Bei der Anmeldung bin ich immer ganz mutig. Ich melde mich also für einen Dreitagesevent in Söll in Tirol an, 10 km am Freitag, den Kaisermarathon am Samstag (42 Kilometer, 2345 Höhenmeter) und den Pölven-Trail (23 km, 1240 hm). Das ist die Tour de Tirol. Damit ich auch ja einen Startplatz ergattere, kaufe ich mir vor Beginn der offiziellen Anmeldezeit Anfang März einen Gutschein, sicher ist eben nun mal sicher.
Und jetzt kommt die Pointe. Als ich mich anmeldete, drehte ich meine regelmäßigen Runden im „brettlebenen“ Prater, hatte keinen einzigen Höhenmeter gelaufen und wusste nur vom Hörensagen und aufgrund meiner Vorstellungskraft, was „Trailrunning“ ist.
Vor und bei der Anmeldung in einem adrenalingetränkten Zustand geistiger Euphorie und Umnachtung gleichermaßen, wachte ich auf, nachdem ich die Anmeldbestätigung erhalten hatte. Trail? Höhenmeter? Na gut, darum müssen wir uns noch kümmern. Doch zuerst einmal stand das Training für den Vienna City Marathon (VCM) im Vordergrund. Dieses lief auch recht gut, bis ich mir zehn Tage vor dem Event den rechten Oberschenkel zerrte. Anstelle von letzten Lauftrainings war Regeneration angesagt. Eine Faszientherapie verfehlte ihre Wirkung nicht – wäre ich am Freitag vor dem Rennen dann nicht zur Straßenbahn gesprintet, um diese noch zu erwischen. Und ich hinkte wieder. Nächste Therapie: 24 Stunden vor dem Rennen, bei den Sportorthopäden auf dem VCM-Messegelände. Stark bandagiert trat ich an, „du kannst ja beim Halbmarathon aussteigen“, trösteten mich andere Teilnehmer. Diese Form der Aufmunterung hatte ich gerade noch gebraucht. Nach rund 5:35 Stunden und 42 km später war ich im Ziel.
Aber nun: Trailrunning. Lief, was ich nur laufen konnte, mit verschiedenen Gruppen, kotzte mir einmal fast die Sele aus dem Leib, als am Kahlenberg eine Gruppe von „Henkern“ ein für mich unmögliches Tempo ging, schrieb mich an beiden Tagen zum Ötscher-Ultramarathon ein (um zu erfahren, wie sich back-to-back-Läufe anfühlen) und bestritt den Stelvio-Marathon, der von Länge und Höhenmetern her mit dem „Kaisermarathon“ vergleichbar ist.
Anfang des Jahres war sie quasi ein Schreckgespenst – die Tour de Tirol? Schwer machbar... –, das mich begleitete. Im Laufe des Sommers wurde die Angst des Versagens kleiner und die Zuversicht größer, doch noch immer weiß ich nicht, ob ich die „Time Cuts“ in Söll erreichen werde. Aber auch das bin ich - von einem Extrem ins andere taumelnd: Wer in der kumulierten Zeit der drei Rennen unter neun Stunden bleibt, wird im darauf folgenden Sommer zu einem Trail der besonderen Art, der „Kaiserkrone“ eingeladen. Ich weiß, dass ich diese Vorgabe nie und nimmer erfüllen werde, und ertappe mich dennoch dabei, hin- und herzurechnen: 50 Minuten für die 10 km, 5:30 Stunden für den Marathon, 2:30 Stunden für den Trail, dann ginge es sich aus. Kleines, großes Problem: Alle drei genannten Zeiten liegen klar über meinen aktuellen Möglichkeiten.
Nachdem ich mich auch für den Zermatt-Marathon im Juli 2018 angemeldet hatte, suchte ich nach sportwissenschaftlicher und sportmedizinscher Unterstützung, fand diese bei Prof. Dr. Norbert Bachl, bei Dr. Reinhard Fessl und bei Mag. Bernhard Koller-Zeisler vom Österreichischen Institut für Sportmedizin (ÖISM) auf der Schmelz in Wien und bin ihnen für ihre Anweisungen und Ratschläge sehr dankbar. Ich trainiere nach Plan (oder versuche es zumindest redlich), weiß, dass sich meine Werte von April bis heute bereits verbessert haben und blicke optimistisch der Tour de Tirol (TdT) entgegen.
Gründliche ärztliche Untersuchungen sind ohnehin allen zu empfehlen, die sich sportlich betätigen. Sport ist gesund, hält fit, bereitet Freude, und dennoch kommt es auch im Sport immer wieder zu tragischen Ereignissen, beispielsweise durch den plötzlichen Herztod. Die Heartbeatfoundation rund um Gründer und Geschäftsführer Gregor Fink hat sich dem Kampf für mehr Herzsicherheit im Sport verschrieben (dazu gibt es auch ein Buch: Leben. Retten. Helfen), und ich empfinde es als Ehre, in dieser Organisation im Vorstand sitzen zu dürfen.
Jeder, der die TdT bereits bestritten hat, schwärmt von dieser Veranstaltung: top organisiert, familiär, interessierte und enthusiastische Zuschauer am Straßenrand. Die Fahrt ist geplant und das Hotel gebucht, der Rucksack quasi schon gepackt, die Vorfreude groß: noch ein Monat bis zu meinem persönlichen Saisonhöhepunkt!
Scheitern in Söll würde schmerzen.