FOKUS, MOTIVATION, INSPIRATION
„Wir befinden uns in einer recht komfortablen Situation“ eröffnete mir Andrin Cooper, Media Services and Operations Manager im Europäischen Fußballverband (UEFA), als ich mich bei ihm 2015 um einen Posten bei der EURO ein Jahr später in Frankreich bewarb: „Sehr viele gute Leute haben sich gemeldet, wir können aus den Besten wählen.“
Seine Entscheidung fiel neben anderen auch auf mich (im Bild mit Damian Sinkiewicz), und wenn ich zurückblicke, dann freut es mich, dass ich zu den „Besten“ gezählt wurde. Das in mir gesetzte Vertrauen war eine Motivationsspritze, die durch keine andere Droge ersetzt werden konnte. Die Zusammenarbeit mit Andrin Cooper will ich rückblickend nicht missen – weil ich in meiner beruflichen Laufbahn einem besonderen Leader begegnet bin.
Es sind wenige Worte, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden, im Berufs- wie im Privatleben. Es sind drei Sätze, die zu meinen Leitmotiven gehören: Bleib fokussiert. Bleib motiviert. Bleib inspiriert. Nur das Zusammenspiel von (vorausgesetzter) Kompetenz und/oder (vorausgesetztem) Interesse und uneingeschränktem Fokus auf die Aufgabe, und hoher Motivation, und vorhandener Inspiration ermöglicht aus meiner Sicht das Vollbringen einer wirklich herausragenden Arbeit. Ein Job ist bald einmal erledigt. Doch soll er mit Leben gefüllt werden, muss ich auch mein Herzblut dafür geben.
Egal ob in einem festen Anstellungsverhältnis oder als Freiberufler: Wie oft stehen uns Chefs oder Manager vor, die einem erklären, was und wie sie eine Arbeit erledigt haben wollen, die einem vielleicht auch auf die Schulter klopfen, ihn dann aber im wahrsten Sinne des Wortes alleine lassen. Warum motivieren oder inspirieren, dies geschieht doch durch das Gehalt, das Honorar. Oder? Ja, Geld kann ein Motivationsfaktor sein, aber ist fürwahr schlecht geeignet zur Inspiration, zur „Beseelung“, zum „Einhauchen“, für künstlerische Kreativität. Arbeit mit einer Seele, mit Leben füllen also.
Bevor die Olympischen Winterspiele in PyeongChang begannen, sprachen wir zu unseren freiwilligen Helfern. Wir erklärten ihnen die verschiedenen Sportarten an unserer Wettkampfstätte, wir wiesen sie darauf hin, welche Aufgaben in welchen Arealen zu verrichten seien, im Pressezentrum, in der Mixed Zone, im Pressekonferenz-Raum. Es wurde über Checklisten und Arbeitszeiten gesprochen, und es war teilweise eine recht trockene Angelegenheit.
Doch die Gesichter von unseren Volunteers erhielten einen besonderen Glanz, als ich ihnen von meinen ersten Olympischen Spielen berichtete. Ich war acht Jahre alt und saß mit großen Augen vor dem Fernseher, als Rosi Mittermaier mit Gold in Abfahrt und Slalom der Ski-Star in Innsbruck 1976 wurde, und freute mich, als Herbert Plank, ein Landsmann von mir, Bronze in der Abfahrt holte. Ich sog den Geist der Olympischen Spiele in mir auf und bot ihm in meinem Herzen ein Zuhause. Ich erzählte den Freiwilligen, wie stolz wir heute wären, dass sie unserem Team angehörten, welch großartige Erfahrungen sie machen würden, und dass sie in zehn, 20, 30, 40 Jahren ihren Kindern, Enkeln, Urenkeln davon erzählen würden, wie es damals war, bei den Winterspielen 2018.
Fokussiert sein auf das, was man tut. Motiviert werden oder sich motivieren, um Tag für Tag die bestmögliche Leistung zu erbringen. Das sind Grundvoraussetzungen, um den dritten Schritt machen zu können: bereit sein, sich inspirieren zu lassen, um der eigenen Arbeit einen besonderen, emotionalen Stellenwert zu geben. Ich wurde von anderen inspiriert, von Andrin Cooper beispielsweise, der in einem der wichtigsten Sportverbände der Welt arbeitet – und der wissbegierig, neugierig, auch demütig, bleibt. Der durch sein Beispiel motiviert und, ja: inspiriert.
Deswegen – danke an all jene, die mich motivieren und inspirieren. Und ich hoffe, in deren Geiste zu arbeiten und zu leben.