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GEDULD UND HINGABE

Ultra-Cycling-Star Christoph Strasser bloggt hier auf SPORTS AFFAIRS. Dabei schreibt er über das Race Across America (RAAM) und die damit verbundenen Herausforderungen, und über neue Projekte. Über sein Leben also.

(c) Manuel Hausdorfer/limeART

Trotz der harten Vorbereitung – wie in den letzten Tagen hier im Trainingslager auf Zypern - macht es richtig Spaß, wenn man sieht, wie es vorangeht und man sich seinem Ziel Schritt für Schritt annähert. Wenn sich ein Puzzleteil ins andere fügt, wie man seine tausend Teile langsam zu einem Gesamtbild zusammenstellt. Wenn man nach jedem absolvierten Training ein neues Stück hinzufügen kann. Genau das ist es auch, was mich dann glücklich ins Bett gehen lässt und für den nächsten Tag motiviert. Mir persönlich kommen auch meine Geduld und meine gedankliche Ausdauer zugute. Ich hatte schon als Kind große Freude daran, mich lange und konzentriert einem Puzzle zu widmen oder Lego zu bauen (und, nein, ich bin nicht von Lego gesponsert). Das sind im Prinzip nichts anderes als Geduld- und Geschicklichkeitsspiele, bei denen man sich etwas vorstellt und bereits zu Beginn ein Bild im Kopf braucht, um die kleinen Teile dann zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Ganz gleich funktioniert im Endeffekt auch die Vorbereitung auf ein großes Ziel, und ob dieses dann beruflicher oder sportlicher Natur ist, macht dann gar keinen so großen Unterschied mehr.

Geduld und Hingabe sind wohl meine größten Talente, ich bin nämlich der Meinung, dass ich rein radfahrtechnisch nicht überaus begabt bin, zudem habe ich auch erst recht spät mit dem Sport begonnen, und war bis zum Zivildienst im Alter von 20 Jahren mit dem Rad nur am Weg zur Schule oder am Wochenende auf meinen kleinen Hausberg unterwegs. Erst mit 21 Jahren bestritt ich mein erster Radrennen, dann allerdings gleich einen 24 Stunden-Wettbewerb, wo ich als blutiger Anfänger mit T-Shirts und Laufhose am Start stand, eine dementsprechend anfängerhafte Leistung zeigte, aber meine Begeisterung entdeckte. Ich habe mir meine heutigen Fähigkeiten durch viele, viele Stunden Training über mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt angeeignet und profitiere von einer robusten Gesundheit, ich bin sehr widerstandsfähig und halte vieles aus, ohne zu erkranken. Ich habe aber zum Beispiel kein außergewöhnliches Lungenvolumen wie manch andere Ausdauersportler und auch nicht die typische Radfahrer-Figur, die schlanker und leichter wäre als meine. Meine größten Stärken sind sicherlich meine Geduld und meine Hartnäckigkeit, um ein schwieriges Puzzle fertigzustellen.

Und mit diesen Gedanken bereite ich mich auf meine nächste USA-Durchquerung vor. Zu meiner achten RAAM-Teilnahme fällt mir auch etwas aus der beeindruckenden Statistik der österreichischen Teilnehmer an diesem Nonstop-Rennen ein: Wolfgang Fasching, ein großes Vorbild und mittlerweile guter Freund, war ebenfalls acht Mal am Start des Rennens und konnte dabei erreichen, was mir nicht mehr gelingen kann. Er kam jedes Mal ins Ziel und beendete den Wettbewerb dabei immer auf dem Podest. Ihm gelangen drei Siege. Gerhard Gulewicz war sogar noch öfters dabei, bei zwölf Teilnahmen erreichte er fünf Mal das Ziel und eroberte vier Podestplätze.

Keine Ahnung, auf wie viele Teilnahmen und Top-3-Platzierungen ich es bringen werde können. Das ist auch nicht so wichtig, weil in weiter Ferne. Abgerechnet wird erst am Schluss, heißt es, was aktuell zählt, ist die Gegenwart. Und in dieser habe ich noch ungebrochene Begeisterung für den Sport in mir: Das Feuer für mein geliebtes „Weitradlfoan“ brennt so hell wie am ersten Tag.

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