RAAM. 33. 33. 34.
Ultra-Cycling-Star Christoph Strasser bloggt hier auf SPORTS AFFAIRS. Dabei schreibt er über das Race Across America (RAAM) und die damit verbundenen Herausforderungen, und über neue Projekte. Über sein Leben also.
2014 war es kühl mit Rückenwind. 2015 war es super-heiß. 2017 hatte ich Gegenwind. Wenn ich bedenke, dass ich bei meinen RAAM-Erfolgen am ersten Tag nie einfache Bedingungen hatte, so müsste ich weitersinnieren und darauf hoffen, dass mir auch in diesem Jahr die ersten 24 Stunden nicht zu einfach gemacht werden. Wegen eines guten Omen wäre es…
Doch Spaß beiseite! Morgen, 12. Juni, beginnt mittags (13 Uhr Ortszeit, also 21 Uhr MESZ) das diesjährige Race Across America. Acht Monate Vorbereitung kulminieren in rund acht Tage Wettkampf. Meine Einstellung haben Siege und Niederlagen nicht verändert: Ich möchte der beste Strasser sein, der ich sein kann. Ich will meine Konkurrenten respektieren, das Rennen ehren, meiner Crew verlässlicher Partner sein. Last but not least bin ich hier, um mich zu belohnen für Monate langer Arbeit.
Die Strategie für das RAAM steht schon länger fest. Ich werde mich davor hüten, anfänglich zu viel Risiko einzugehen und mich in den ersten 24 Stunden „abzuschießen“.
Auch wenn ich mir sicher bin, dass auf dem schwierigeren Kurs – die aktuelle Route ist um 150 km länger als jene in meinen Rekordjahren 2013 und 2014 – eine Zeit von unter acht Tagen möglich ist, werde ich diese Zielzeit nicht um jeden Preis anstreben. Einerseits kann das Wetter mit extremer Hitze, starkem Gegenwind oder heftigen Unwettern eine Hürde darstellen, andererseits kann es beim RAAM immer zu Problemen kommen, die man vorher nicht erahnen kann.
Egal, wie oft man das RAAM schon erfolgreich bestritten hat: Demut und Respekt sind angesagt. Deswegen habe ich in der Vorbereitung konkret an drei Punkten gearbeitet.
- Im Training habe ich mein Bestes gegeben, mich konditionell verbessert und die Leistungsfähigkeit erhöht.
- Gemeinsam mit meinen Leuten habe ich Verbesserungspotenziale ausfindig gemacht, beispielsweise, was die Aerodynamik am Rad, was die Ausrüstung, was die Logistik angeht.
- Und wir haben Notfallpläne erarbeitet, um für worst-case-Szenarien, wie beispielsweise gesundheitlichen Problemen, gerüstet zu sein.
Dennoch. Garantie gibt es keine. Das Finishen des RAAM ist mein erstes, großes Ziel. Das Ergebnis ist eine Konsequenz daraus.
Körperliche und geistige Fitness
Was ist wichtiger? Körper oder Geist? Stimmt es, wie von einem RAAM-Starter vor dem Rennen behauptet, dass sich 98 % der Leistung im Kopf abspielen? Oder stimmt es, dass der beste Radfahrer den Wettbewerb gewinnt?
Ich bin mir bewusst, dass jeder seine eigene Meinung hat – so auch ich. Mein Ansatz basiert auf logischer Schlussfolgerung. Selbst wenn ein Ultra-Sportler psychisch stark ist – lösungsorientiert und positiv denkt, den Schmerz ausblendet und Krisenmanagement betreiben kann – dann wird er das Rennen nicht gewinnen, wenn er körperlich schwach ist. Ihm fehlt die Basis. Ein anderer bestens trainierter Teilnehmer wird hingegen sehr lange erst gar nicht an seine Grenzen stoßen – ist man körperlich fit, dann ist man auch mental locker unterwegs.
Fazit 1. Der mentale Aspekt wird oft überbewertet und vor allem von Mentaltrainern forciert. Ich persönlich finde die mentale Stärke vor allem in der Vorbereitung wichtig, in der man über Monate hinweg die Motivation aufrechterhalten muss.
Fazit 2. Wie wichtig sind die einzelnen Faktoren also? Ich denke: 33 % Physis. 33 % Psyche. 34 % Team. Denn ein gutes Team kann mir in körperlichen und mentalen Schwächephasen helfen!
Wenn es morgen losgeht, dann könnt ihr mich auf meiner Website www.christophstrasser.at verfolgen und live mit mir durch Amerika fahren. Achtung Suchtgefahr. Und am Ende habt ihr in dieser Zeitspanne genauso wenig geschlafen wie ich. Über eure Emails und Facebook-Nachrichten freue ich mich, diese werden mir von meinem Team vorgelesen, motivieren und spornen an. Lassen wir die Show beginnen und zelebrieren wir das härteste Radrennen der Welt!