DIE „L’ETAPE DU TOUR“
Jedes Jahr machen sich zahlreiche Hobbyradler auf den Weg nach Frankreich um eine legendäre Etappe der Tour de France abzufahren. Dieser Event findet in diesem Jahr just heute statt
Der Mont Ventoux (Foto: wikimedia/BlueBreezeWiki)
Als die „L’Etape du Tour“ 1993 das erste Mal von der französischen Zeitschrift „Vélo“ ausgeschrieben“ wurde, da hatten die Ideengeber nicht mit einem so großen Zuspruch gerechnet. 1703 Anmeldungen hatten sie für ihr erstes Jedermannrennen gezählt, geplant hatten sie lediglich mit 1000.
Seitdem stieg die Zahl der Teilnehmer in jedem Jahr stetig an. Und wenn das Rennen in diesem Jahr am zweiten Ruhetag gestartet wird, dann freuen sich die Veranstalter über 9.500 Teilnehmer.
Um den Radsport und vor allem auch die Tour noch attraktiver zu machen rief die Tourleitung mit den Machern der Radsportzeitschrift das Rennen aus, angespornt durch die Tausenden Hobbyradler die bei schweren Etappen an die Strecke kommen und Berge erklimmen. In jedem Jahr wurde eine Touretappe, vorzugsweise eine mit attraktiven Bergen als Hobbyrennen ausgeschrieben. Mal ist es eine Strecke in den Pyrenäen, mal eine Strecke in den Alpen oder auch im Zentralmassiv, bei jedem Mal jedoch eine absolut attraktive Strecke. Jean Bellouis ist heute 73 und war bei bislang jedem „L’Etape-du-Tour“-Start dabei. Der Hobbyradler aus dem Burgund wartet in jedem Jahr gespannt auf die Veröffentlichung. „Ja“, gesteht er verschmitzt, "da bin ich wirklich süchtig geworden. Im letzen Jahr war es in der Tat ein echter Knall, als im „Velo“ die Ankündigung des Jedermannrennens stand. Von Montélimar auf den Mont Ventoux. „Ich war vor neun Jahren dabei, als es das letzte Mal auf den Ventoux ging“ erzählt Jean. „Damals gab es doch ein Wetterchaos. Das werde ich niemals vergessen. Mitten in der Etappe wurde es plötzlich ganz kalt und es fing an zu hageln“ teilt er stirnrunzelnd mit. „Viele Starter mussten das Rennen abbrechen und ärztlich versorgt werden. Das war ein großes Chaos, überall sah man nur erschöpfte Radler und Ärzte.“
Er selber hatte Glück gehabt im Jahr 2000. Jean Bellouis war gut vorbereitet und hatte eine dicke Jacke wie Beinlinge dabei. Er konnte die Etappe beenden, war dann aber auch mit seinen Kräften am Ende. Der Kälteeinbruch hatte ihm jegliche Energie geklaut.
Die „L’Etape du Tour“ ist mittlerweile ebenso legendär wie die Tourriesen, die überquert werden müssen. Menschen jeglicher Nationen gehen an den Start und genießen den organisatorischen Komfort. Für die Austragungsorte ist es ein zusätzlicher Anreiz sowie eine Mehreinahme. Immerhin müssen die Teilnehmer auch übernachten und der Startort ist vor dem Rennen immer ausgebucht.
Die Straßen des Rennens werden von der Organisation gesperrt wie für eine Touretappe. Die Nationale Polizeigarde überwacht die kritischen Straßenstellen und achtet darauf, dass keine Autos auf der Strecke sind. Alles wird gehandhabt wie bei einer „echten“ Tagesetappe, deshalb ist das Rennen so erfolgreich. „Nein, ich will nicht gewinnen „sagt Jean Bellouis. „Für mich geht es darum einfach mal die Berge hochzufahren, eine echte Touretappe zu fahren.“
Berichtet wird darüber mittlerweile sehr ausführlich. Natürlich in der Zeitschrift „Velo“, aber auch in Magazinen. Journalisten und Fotografen lassen sich akkreditieren um an dem Tag dabei zu sein.
„Ich bin sehr aufgeregt in diesem Jahr“ verrät Jean. „Der Ventoux ist sehr schwer und ich habe viel trainiert. Es wird ein toller Moment werden am Gipfel über die Ziellinie zu fahren.“Erst mal fährt er aber hinauf nach Verbier, sozusagen zum Warmfahren um dann noch mitten in der Nacht den Weg zum Mont Ventoux einzuschlagen.
Bürte Hoppe (heute Lachenmann) veröffentlichte 2011 das Buch "Tour de France - Ein Reiseführer zu Strecken und Städten", das weiterhin im egoth-Programm seine Interessenten findet. Der Text ist diesem Werk entnommen.