DER LÄUFERTREFF, EIN SOZIALER EVENT
Gemeinsamkeit wird groß geschrieben beim Läufertreff auf der Fischerhütte am Schneeberg. Wer sich aber ein kollektives Training erwartet, wird enttäuscht (oder überrascht sein). Viel eher geht es um ein Treffen Gleichgesinnter am Stammtisch, verbunden mit ein paar Höhenmetern.
Nicht nur was die Trailrunning-Performance betrifft, habe ich noch (sehr große!) Entwicklungsmöglichkeiten, sondern auch, was die Bartlänge angeht...
„Will noch jemand was essen?“, fragt der Wirt forsch in die Runde.
Einen Moment wird es ruhig am Tisch, an dem acht Läufer und zwei Läuferinnen sitzen und sich über gewesene und zukünftige Ultra-Rennen unterhalten. Am Tischende sitzt der prominenteste Trailrunner Österreichs, Florian Grasel himself, Neunter beim UTMB vor zwei Wochen. Gratulationen und Glückwünsche erhält er von allen Seiten, „jetzt muss dann aber auch einmal gut sein…“, sagt er.
„Also, wer will noch was?!“ „Hast Du ein Menü?“, lacht freundschaftlich der eine. „Die Karte bitte“, meint ein anderer. „Was kannst empfehlen?“, fragt der Dritte. Michael Scheffer, der Hausherr auf der Fischerhütte, dreht sich Richtung Küche und ruft: „Was müssen wir denn loswerden an Essen?“
Es läuft der Schmäh beim Läufertreff auf der Fischerhütte am Schneeberg, der für jeden zweiten Donnerstag angesetzt ist. Der Treffpunkt ist vorgegeben, die Uhrzeit flexibel. Eintreffen zwischen 16 und 19 Uhr, und irgendwann gegen 20, 21 Uhr geht es retour nach Losenheim.
Florian Grasel himself hatte mich eingeladen, doch auch mit dabei zu sein an jenem 13. September. Freudig sagte ich zu, um einen Tag vor dem Ereignis weiche Knie zu bekommen. War das wirklich eine gute Idee? Grasel muss zwar niemanden – also auch mir Hobbysportler nicht - etwas beweisen, aber konnte es nicht sein, dass ich halbtot oder mausetot an der Fischerhütte ankäme? Er zerstreut meine Bedenken. „Wir werden es gemütlich angehen, ich denke, wir werden 1:40 Stunden benötigen.“ Von Losenheim zur Fischerhütte sind es knapp fünf Kilometer mit rund 1200 Höhenmetern, und Wanderer sollten drei, dreieinhalb Stunden einplanen.
„1:40 Stunden?“, fragte meine Frau. „Na, viel Spaß.“
Den Spaß hatte ich tatsächlich! Grasel benötigt, wenn allein, für dieses Wegstück knapp eine Stunde, mit mir als Begleiter war er unterfordert und hatte genug Luft, um auf dem Weg zur Edelweißhütte, über den Fadensteig bis hinauf zum Zielpunkt Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen und Überlegungen zu Sport und Wirtschaft preiszugeben. Die Arbeit begleitet den Geschäftsführer von Smarter Business Solutions, wo immer er sich bewegt, und es war hochinteressant, ihm zuzuhören.
Wir erreichten die Fischerhütte in – schau an! - 1:40 Stunden, und Grasel wurde mit großem Hallo empfangen.
Ein paar Weißbier und Stunden später (über die vom Wirten geschmissenen Schnapsrunden hüllen wir den Schleier des Vergessens) machten sich sieben Aufrechte auf den Rückweg. Lupine und Petzl boten das notwendige Licht, und der Fadensteig war aufgrund eines Nieselregens nass und rutschig. „Hier habe ich einmal, um drei in der Nacht, meinen Autoschlüssel verloren“, erzählte Grasel, „und hier hat es mich vor den Augen rastender Wanderer geschmissen – doch weil ich so schnell unterwegs war, schlug ich eine Rolle vorwärts, landete auf den Beinen und lief gleich weiter…“
Als ich mich von Florian verabschiedete, hatte ich einen angenehmen, interessanten Abend in der Runde neuer Laufbekanntschaften verbracht. Und als ich von Losenheim Richtung Wr. Neustadt und Wien fuhr, stellte ich mir gedanklich bereits vor, wie ich demnächst denselben Weg wieder in die andere Richtung nehmen würde.
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