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ALTER WEISSER MANN ODER ALTER WEISER MANN?

Bei der Safari-Rallye 1995 war ich als Mitglied einer österreichischen Journalistengruppe mit dabei – und erlebte, wie es zu einem Wortwechsel zwischen einem kenianischen Polizisten und einem aus unserer Partie kam. „Was willst du von mir?“, fragte der Europäer herausfordernd-frech. „Siehst du nicht, dass ich weiß bin?“ Viele von uns schämten sich, doch keiner, auch ich nicht, öffnete den Mund.

Wenn wir von Glück und Unglück reden im Leben, dann fallen uns Mitteleuropäer Dinge wie Gesundheit, Wohlstand und Friede ein, aber höchst selten die Herkunft. Diese wird als selbstverständlich, quasi gottgegeben, erachtet. Und dennoch gibt es kein größeres Glück – oder besser: Geschenk – als weiß zu sein, und vielleicht auch noch ein Mann. Damit steht man (immer noch) an erster Stelle der genetischen Hierarchie, vor der weißen Frau und all den Andersfarbigen.

Dieser Tage tobt ein Foren-Kampf auf www.derstandard.at, in dem ein Kommentar von Fritz Neumann thematisiert wird. Der prominente österreichische Sportjournalist griff, vereinfacht dargestellt, alte weiße Männer an, FIS-Präsident Gian Franco Kasper (75) und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel (77). Er hat’s sicher nicht geschrieben, um sich beliebt zu machen. Viele Postings landeten unter der Gürtellinie, ihm wurden Rassismus (weiß), Ageismus (alt) und Sexismus (Mann) vorgeworfen.

Dass der „alte weiße Mann“ inhaltlich nicht richtig gedeutet wird, erstaunt mich nicht, es laufen aktuell in Österreich zu viele Menschen den falschen Propheten (auf Politbühnen und anderswo) hinterher. Dabei wäre es doch so einfach erklärt. Das Patriarchat und die damit einhergehenden genderspezifischen Netzwerke dominieren immer noch, die Frage nach und die Bemühungen um Chancengleichheit zwischen (weißen) Männern und (weißen) Frauen werden leider auch noch einige Generationen nach uns beschäftigen. „Alte weiße Männer“ ist ein Synonym für Macht und Geld, tiefer muss man gar nicht graben.

Aber zu viele junge weiße Männer wollen irgendwann einmal in der Position alter weißer Männer sein, denken karrieristisch und egoistisch, gestalten ihre Netzwerke bewusst oder unbewusst Frauen-befreit und zementieren somit die Vorrangstellung des männlichen Geschlechts weiter ein. Im Innersten meines Herzens bin ich gegen Quotenregelungen, doch mir ist bewusst, dass ohne diese Mechanismen Frauen nie (nämlich: nie) jene Chancen erhalten würden, die ihnen gebührt. Der Bessere/die Bessere soll die Anstellung/den Auftrag/die Position erhalten? Dass ich nicht lache: Wenn Job-Beschreibungen von der Chefetage vorgegeben werden und Netzwerke wichtiger als Qualifikationen sind, dann wird auch alles so bleiben, wie es war: in den Händen von Männern.

Ich bin ein fast alter, weißer Mann. Im Laufe meines Berufslebens ist es mir mal so, mal so ergangen. Einmal bewarb ich mich für einen Job und erhielt ihn (wohl auch deshalb recht unproblematisch), weil ich meinen dann direkten Vorgesetzten persönlich kannte. Ein anderes Mal wurde mir eine Frau vorgezogen, obschon ich dachte, sehr gute Karten zu besitzen. Heute bin ich selbstständig und nicht mehr darauf bedacht, ein alter, weißer, Mann zu werden.

Viel eher hoffe ich, einmal als alter, weiser Mann wahrgenommen zu werden. Selbstbewusst (oder arrogant) wie ich nun mal bin, denke ich mir: Vielleicht bin ich auf einem guten Weg.

Denn als ich letzthin den US-Spielfilm „Hardball“ mit Keanu Reeves sah, wurde mir einmal mehr vor Augen geführt, was für ein Geschenk ich erhalten hatte, in Südtirol geboren worden zu sein und nicht dort, wo das Leben ein tagtäglicher Überlebenskampf ist: in Ghettos, mit falschen Freunden, mit Querschlägern, Mord und Totschlag.

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