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VON “LEAVE NO TRACE” ZU “LEAVE YOUR SIGN”

Nicht alles lief in den abgelaufenen Monaten wie geplant, immerhin brachte das alte Jahr neue Erkenntnisse und Bekanntschaften und alles, was so eben zum Leben gehört. Und es rückte ein Wort in den Mittelpunkt, das mir persönlich immer wichtiger wird: Nachhaltigkeit.



Bei den World Mountain and Trail Running Championships in Innsbruck-Stubai im vorigen Jahr war mir deswegen gerade Nachhaltigkeit ein großes Anliegen. Mit „Leave No Trace“ fanden wir einen Claim, der nicht nur vom österreichischen Sportminister Werner Kogler bei seiner Rede zur Eröffnung der Titelkämpfe aufgegriffen wurde, sondern den auch der Norweger Stian Angermund und die Österreicherin Johanna Hiemer zur Essenz eines Athleten-Eids machten und mit dem ein Teil der Expo gestaltet wurde: Auf einer Wand konnten sich Teilnehmer- und Zuschauer:innen gleichermaßen mit ihrer Unterschrift dazu verpflichten, „keine Spuren zu hinterlassen“. Berglauf und Trailrunning sind ohnehin umweltschonende Sportarten, Nachhaltigkeitsstudien stellten den WMTRC im Nachhinein auch gute Noten aus! (Und ja: den größten CO2-Abdruck verursachten die Reisen der Sportler:innen – doch das ist keine Überraschung und diese lassen sich bei globalen Events auch nicht vermeiden.)


Es ist längst überfällig, jener Person zu danken, die den Slogan „Leave No Trace“ ins Spiel gebracht hat. Riikka Rakic ist Head of Strategy, Sustainability & Governance bei der International Biathlon Union (IBU). Für und mit Rakic habe ich vor über einem Jahrzehnt beim Internationalen Ski-Verband gearbeitet – mit der FIS stehe ich wieder in Kontakt, doch davon ein anderes Mal - , und es freut mit sehr, dass diese berufliche Verbindung über Jahre hinweg nicht verloren gegangen ist.


Doch ich schweife ab, das Thema lautet Nachhaltigkeit.


Der britische Journalist und Ultraläufer Damian Hall hat ein Buch geschrieben: „We Can't Run Away From This: Racing to improve running’s footprint in our climate emergency” erscheint im April bei Delius Klasing in deutscher Sprache. In diesem definiert er drei große Bereiche, in dem Läufer und Läuferinnen Umweltbewusstsein an den Tag legen können. Hall ist Umweltaktivist und spricht an, was auch ich mir immer wieder denke: Würde ich nicht gerne zu den einen oder anderen Wettbewerben fliegen? Habe ich nicht zu viele Funktionsshirts im Schrank liegen? Und wie könnte ich meine Ernährung nachhaltiger gestalten?


Reisen

Ja: Hongkong 100 mit dem „Grand Sam“ (benannt nach dem Läufer Sam Tam, somit kein Tippfehler!), diese ganzen ikonischen Läufe in den USA – sofern die Qualifikationskriterien erfüllt werden und man Losglück hat –, oder auch der Lofoten Ultra-Trail wären Events, bei denen ich auch gerne dabei wäre. Mein nächster Gedanke ist dann, dass es allein in Mitteleuropa so viele, so schöne Wettbewerbe gibt, bei denen ich noch nicht angetreten bin. Und diese sind alle mit dem Zug und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln (mehr oder weniger gut) erreichbar.


Damian Hall: „Die meisten Läufer und Outdoor-Enthusiasten verursachen den größten Teil ihrer individuellen Emissionen durch das Reisen. In den meisten Fällen wird durch eine Zugreise ein Drittel bis ein Viertel des Treibhausgasgehalts einer Flugreise erzeugt. Mit fossilem Brennstoff betriebene Autos sind nicht viel besser als Flüge. Wenn SUVs eine Nation wären, würden sie in Sachen Emissionen den siebten Platz weltweit einnehmen.“


Ausrüstung

Immer noch schmunzeln muss ich, wenn ich an diese Sätze denke, die ich in den sozialen Medien aufgeschnappt habe:

Wie viele Finisher-Shirts hat ein Läufer im Schrank? 50. Wie viele davon zieht er regelmäßig an? 5. Wie viele ist er bereit, wegzugeben oder wegzuwerfen? 0.


Wie wahr.

Als ich vor einigen Wochen meine Funktionsshirts durchging, landeten die meisten wieder im Schrank. Immerhin bemühe ich mich, möglichst wenig neu zu kaufen und auch bei den Schuhen nur jene zu ersetzen, die schon durchgelaufen und abgetreten sind. Und dennoch, auch bei mir stehen zehn Paare herum… So oder so, die nachhaltigste Ausstattung ist jene, die ich bereits habe und trage.

Laut Hall zeichnet die Bekleidungsindustrie als Ganzes für bis zu zehn Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich (auch wenn diese Zahl als umstritten gilt). Und dann gibt es noch die große Bandbreite ökologischer und ethischer Probleme rund um den Produktionsprozess: massiver Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung, giftige Farbstoffe und nicht abbaubare Chemikalien, Sklaven- und Kinderarbeit, die Tatsache, dass 69% unserer Kleidung aus fossilen Brennstoffen gefertigt werden – also genau jener Substanz, die wir ab sofort nicht mehr verwenden sollten – und die Millionen Mikrofasern, die in den Ozeanen landen und dort die Tierwelt schädigen.

Ernährung

Seit einigen Jahren ernähre ich mich von Jahresanfang bis Ostern so gesund wie nur möglich: kein Fisch, kein Fleisch, keine tierischen Produkte (somit vegan), kein Bier, Wein, keine harten Sachen (somit alkoholfrei), kein raffinierter Zucker, keine Schokolade und andere Süßigkeiten (somit – mehr oder weniger – zuckerfrei: um den Fruchtzucker komme ich nicht herum).


Ist es einschränkend? Ja, sicher. Fühle ich mich dadurch besser? Absolut. Ich bin überzeugt, dass mich dieser Lebensstil zu einem gesünderen Menschen und besseren Läufer macht. Konsequenterweise müsste ich mich nicht nur drei, vier Monate auf diese Art und Weise ernähren, sondern für den Rest meiner Tage. Wer weiß, vielleicht ist 2024 das Jahr des Wandels.


Damian Hall vermerkt in seinem Buch: „Wir wissen bereits, dass rotes Fleisch mit einigen der schlimmsten Krankheiten in Zusammenhang gebracht werden kann und es ist ja auch nicht wirklich tierfreundlich. Zudem ist es nicht gut für den Planeten. Fleisch- und Milchprodukte sind für 18% der globalen Treibhausgase verantwortlich. Rindfleisch ist bei weitem der schlimmste Verursacher - allein für die Produktion eines Kilos Rindfleisch zahlt der Planet mit einem Ausstoß von 99 Kilogramm an Treibhausgasen. Das ist unglaublich ineffizient und diese Zahlen waren für mich schlussendlich der Anlass, zum Veganer zu werden.”

 

Nicht alles, was ich gerne tue, will und kann ich aufgeben. Doch ich will in den drei definierten Bereichen mein Bestes geben, und ich will mich einsetzen für Nachhaltigkeits- und Umweltprojekte. „Leave No Trace“ wird nicht mein Schlagwort für das Jahr 2024 sein, viel eher sollte es lauten: „Leave Your Sign“.


(Weil mir klar ist, dass jeder und jede eine eigene Meinung dazu hat, auch gleich ein Disclaimer. Ich bin kein Prophet und kein Missionar, ein jeder kann es damit halten, wie er oder sie glaubt. Für mich ist jedenfalls klar, dass auch ich einen persönlichen Beitrag leisten muss (und werde), sollen Klimaziele erreicht und Einflüsse auf die Umwelt reduziert werden.)


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Wettbewerbe, bei denen ich 2024 dabei sein möchte: im Januar: La Corsa della Bora im Juni: Dolomiti Extreme Trail im Juli: Gornergrat Zermatt Marathon im Juli: Grossglockner Ultra Trail im September: Transalpine Run im Oktober: Trebon Nature Marathon



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